Schlagweite beim Golf – Wer hat den längsten… Drive?
Früher oder später muss sich jeder Golfspieler einmal mit dem Thema Schlagweite befassen und wer regelmäßig auf der Driving Range trainiert hat natürlich auch schon ein ziemlich gutes Gespür dafür, wie weit er oder sie den Ball mit dem entsprechenden Holz, Eisen oder Wedge gerade schlagen kann. Die passenden Ziele in Form von Fahnen, Netzen oder einfach Schildern mit den Entfernungsangaben werden anvisiert und geübten Golfern gelingt eine ungefähre Annäherung an diese „Fixpunkte“ – mal mehr mal weniger.
Wer auf dem Platz regelmäßig den Driver beim Abschlag nutzt weiß aber auch, dass es leider gar nicht so einfach ist, genau diesen Schlag präzise und vor allem richtungskonstant auszuführen, oder mit anderen Worten „den Ball einfach geradeaus zu schlagen“. Jedes Mal wenn dies gelingt, ist es ein erhebendes Gefühl aber wehe wenn dieser Schlag nicht genau passt und die Flugkurve eine gnadenlose Kurve nimmt und zum Slice oder zum Hook mutiert…
Und hier sind wir auch schon wieder bei der größten Herausforderung (zumindest für die meisten Spieler) beim Golf: einen konstanten, geraden Schlag zu produzieren, der eigentlich die Grundvoraussetzung ist, bevor man sich ernsthaft mit der Schlaglänge befassen kann. Lässt man dieses nicht unwichtige Detail einmal außen vor, gibt es v.a. 4 Faktoren, die die Schlagweite beim Golf beeinflussen:
- die physischen Voraussetzungen des Spielers (Körpergröße, Kraft,…)
- die Schlag- bzw. Schwungtechnik (über das reine „Geradeausschlagen“ hinaus)
- der Schläger bzw. das Material und seine Komponenten
- die Rahmenbedingungen (Temperatur, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit, Platzbedingungen,…)
Wenn man also diese vielen unterschiedlichen Faktoren betrachtet, stellt man schnell fest, dass es so etwas wie eine absolute Schlagweite mit einem einzelnen Golfschläger nicht gibt. Denn wie weit ein Schlag geht, hängt immer auch oder insbesondere von den übrigen genannten Variablen ab.
Golfschläger-Weiten – so weit kommt man ca. mit den einzelnen Schlägern
Wenn man aber unbedingt einmal eine Übersicht haben möchte, welche durchschnittliche Schlagweite sich mit verschiedenen Golfschlägern erzielen lässt, dann kann man die Inhalte der nachfolgende Tabelle als grobe Richtwerte benutzen.
Die angenommen unterschiedlichen Spielstärken werden dabei über die Spalten „Amateur“, „Semi-Pro“ und „Professional“ angedeutet. Die Werte beinhalten sowohl „Carry“ (wie weit der Ball fliegt) als auch „Roll“ (wie weit der Ball anschließend noch rollt), d.h. gemessen wird die Entfernung zwischen dem Punkt, wo der Ball vor dem Schlag liegt und wo er am Ende liegen bleibt.
Die Weiten sind wirklich nur als ungefähre Richtwerte zu verstehen. Es gibt zwar durchaus eine Korrelation zwischen dem Handicap eines Golfers und der Länge seiner Schläge, genauso wie z.B. zunehmendes Lebensalter ein eher limitierender Faktor für die Schlagdistanz ist. Dennoch ist festzuhalten, dass ein Faktor alleine nie ausschlaggebend dafür ist, wie lange bzw. wie weit der Golfball am Ende fliegt bzw. ausrollt.
Dabei gilt insbesondere die Schlagtechnik als der Faktor, an dem es sich am meisten zu arbeiten lohnt, will man seine Schlagweite erhöhen. Wenn man sich anschaut, wie sogenannte Longhitter auf der Tour ihre Schlagweiten produzieren, dann stellt man fest, dass es sich dabei nicht um „prügelnde Muskelprotze“ handelt sondern eher Spieler vom Typ „feiner Techniker“. Die Schlägerkopfgeschwindigkeit im Treffmoment entscheidet bei gleichen Rahmenbedingungen ob ein Ball kürzer oder weiter fliegt und wer an seiner Schlagweite arbeiten will, muss sich genau darum kümmern.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, z.B. Bryson DeChambeau (Spitznahme: „Golf-Hulk“), der Technik und Kraft so effektiv einsetzt bzw. erfolgreich kombiniert, dass er inzwischen unter den Top-Platzierten der Weltrangliste der Herren zu finden ist.
Golfer wissen, dass die besten Schläge diejenigen sind, bei denen möglichst wenig nachgedacht wird, möglichst alles locker und entspannt abläuft und trotzdem denkt man oft, dass man seine Schläge mit etwas mehr Kraft bzw. Geschwindigkeit ausführen müsste um möglichst weit zu kommen. In die Tat umgesetzt bewirkt dies leider meist nur das Gegenteil. Es ist schwer, diesen Widerspuch aufzulösen und ganz bewusst an einem lockeren Schwung zu arbeiten, bei dem die Hüfte, die Arme und die Handgelenke ganz bewusst an der richtigen Stelle zum Einsatz kommen und so die Schlägerkopfgeschwindigkeit maximiert werden kann. Erst wenn die Schwung- bzw. Schlagtechnik robust genug ist, lohnt sich die Intensivierung von Kraft für noch mehr Schlagweite.
„Length matters“ – aber eben nicht nur…
Die Schlagweite beim Golf, insbesondere Abschlag mit dem Driver, ist ein wichtiger Faktor beim Spiel, aber man sollte beim Training natürlich auch die anderen Schläge nicht vernachlässigen. Denn wie sagt man so schön „Hinten wird die Ente fett…“ Der Score hängt eben nicht nur von traumhaft langen Drives ab und wer seine Technik beim Putten und Pitchen und seine Präzision beim Annäherungsschlag nicht genauso gewissenhaft trainiert, wird sein Handicap ab einem bestimmten Punkt nicht mehr weiter verbessern können. Und ganz abgesehen davon, ist es oft gar nicht verkehrt, lieber einmal auf „Nummer sicher“ zu gehen und statt dem Risikoschlag mit dem Holz einen zwar kürzeren aber kontrollierteren Schwung mit einem mittleren Eisen aufs Fairway zu zaubern.
Wichtig ist am Ende, dass man als Spieler weiß, welchen Schläger man in welcher Situation aus dem Bag zieht um eine bestimmte Distanz zu überwinden. Wer sich hier regelmäßig vergreift, wird mit seinem Handicap auf keinen grünen Zweig kommen, denn den zu kurz oder zu lang geratene Schläge enden oftmals nicht auf dem Fairway sondern in Hindernissen bzw. im Rough.
Deshalb ist es unbedingt ratsam, seine eigene individuelle Schlagweiten-Tabelle anzufertigen. Das schafft Vertrauen und Sicherheit, die sich auf der Runde auswirken wird. Das gilt für Anfänger bzw. Amateure genauso wie für fortgeschrittene Golfer bzw. Pros.
Das Ganze lässt sich wunderbar auf der Driving Range erledigen indem man mit jedem Schläger einige Bälle schlägt und sich notiert, welche Entfernung sie im Durchschnitt zurückgelegt haben. Man muss auch nicht unbedingt jeden einzelnen Schläger auf diese Art „vermessen“. Wenn man ein paar „Lieblingsschläger“ hat, ist es schon ausreichend, zu wissen welche Entfernung man damit schafft. Pro Schlägernummer kann man dann bei längeren Eisen etwa 10 Meter dazuzählen oder bei kürzeren Eisen eben abziehen.