Mit dem Handicap (HCP) ist beim Golf ein Vergleich der Leistung von Amateur-Spielern unterschiedlicher Spielstärke möglich. Das Handicap eines Golfers gibt an, wie viele Schläge mehr als der Platzstandard ein Spieler in einem Zählspiel benötigen darf um sein Handicap zu bestätigen. Bei einem Platzstandard von 72 (18 Löcher) und einem Handicap von -18 darf ein Spieler also 90 Schläge benötigen, um es zu bestätigen. Ein Golfer mit Handicap -36 darf hier pro Loch sogar 2 Schläge mehr als Platzstandard haben. Das Handicap wird üblicherweise vom jeweiligen Golfclub des Spielers geführt (Heimatclub).
Mit erfolgreichem Bestehen der Platzreife hat ein Spieler zunächst eine Clubvorgabe von -54, das offizielle Handicap beginnt bei -36. Die Ergebnisse bei vorgabenwirksamen Turnieren verändern das Handicap eines Spielers stetig – anfangs meist in größeren Schritten, später oft nur noch geringfügig. Zur Berechnung des Handicaps dient die sog. Stammvorgabe, die auf eine Kommastelle genau ist.
Stammvorgabe
Das Handicap ergibt sich aus der gerundeten Stammvorgabe. Ein Spieler mit einer Stammvorgabe von -23,4 hat also HCP -23, während ein Spieler mit einer Stammvorgabe von -23,5 bereits ein Handicap von -24 hat.
Die jeweilige Spielvorgabe, die ein Spieler mit einem bestimmten Handicap auf einem Golfplatz hat, ergibt sich aus dem Course Rating (für Scratch-Golfer) bzw. aus dem Slope-Wert des zu spielenden Platzes (Berechnung s.u.).
Die Stammvorgaben werden in verschiedene Vorgabenklassen eingeteilt:
Vorgaben-Klasse | DGV-Stammvorgabe |
---|---|
1 | bis -4,4 |
2 | -4,5 bis -11,4 |
3 | -11,5 bis -18,4 |
4 | -18,5 bis -26,4 |
5 | -26,5 bis -36,0 |
6 | -37 bis -54,0 (Clubvorgaben) |
Clubvorgabe
Neben den offiziellen Handicaps gibt es in Deutschland beim Golf auch noch die sogenannten Clubvorgaben, die von HCP -37 bis HCP -54 reichen. Sie dienen dazu, Golfeinsteiger langsam an das Vorgabensystem heranzuführen. Meist können speziell Golfanfänger in sogenannten „Rabbit-Turnieren“ ihre Clubvorgaben verbessern bis sie ihr erstes „ordentliches“ Handicap (-36 oder besser) haben. Gerade am Anfang einer „Turnierkarriere“ lässt sich mit einer durchschnittlichen Technik und regelmäßigem Training ein guter Score erreichen und damit das Handicap schnell verbessern.
HCP -54 ist gleichbedeutend mit dem Erreichen der Platzreife. HCP -45 ist gleichbedeutend mit der Turnierreife und berechtigt zur Teilnahme an Turnieren in der Vorgabenklasse 5. Für die Turnierrechnung wird man mit HCP -36 gewertet.
Mit einer Clubvorgabe kann man sich nicht verschlechtern. Dagegen verbessert man sich mit einer Clubvorgabe recht schnell, denn jeder Schlag, den man pro Loch besser spielt, bringt eine Verbesserung um 1 Punkt. Golfer mit Clubvorgabe können sich nicht nur in vorgabewirksamen Wettspielen herunterspielen, sondern auch in privaten Runden (Extra Day Scores s.u.). Bedingung hierfür ist jedoch, dass der Zähler kein Familienmitglied ist und ein Handicap von -28 oder besser hat. Eine Privatrunde muss vor Beginn des Spiels im Sekretariat des Golfclubs angemeldet werden.
Verbesserung und Verschlechterung des Handicaps
Spielt man in einem vorgabewirksamen Golfturnier besser bzw. schlechter als das eigene Handicap, verbessert bzw. verschlechtert man sein Handicap. Verbesserungen/Verschlechterungen der Vorgabe sind nur in vorgabewirksamen Turnieren oder auf den Regeln entsprechenden Extra Day Score-Runden (EDS-Runden) möglich. Bei der Handicap-Verbesserung wird je nach Vorgaben-Klasse jeder Schlag um den man sich unterspielt unterschiedlich gewertet.
Vorgaben-Klasse | Handicap-Verbesserung pro unterspieltem Schlag |
---|---|
1 | 0,1 Punkte |
2 | 0,2 Punkte |
3 | 0,3 Punkte |
4 | 0,4 Punkte |
5 | 0,5 Punkte |
Clubvorgabe | 1 Punkt |
Ein Spieler mit HCP 25 und einer Stammvorgabe von -25,2, der sich um 6 Schläge (6 x 0.4 = 2.4) unterspielt hat verbessert sich also auf Handicap -23, bzw. Stammvorgabe -22,8.
Etwas komplizierter wird es, wenn ein Spieler die Handicap-Klassengrenzen überschreitet. In diesem Fall wird der Spieler solange mit dem für seine Klasse geltenden Schrittmaß heruntergesetzt, bis er die Klassengrenze überschreitet. Sind dann noch unterspielte Schläge übrig, wird er mit dem für seine neue Handicap-Klasse geltenden Schrittmaß weiter heruntergesetzt.
Natürlich kann man sein Handicap beim Golf nicht nur verbessern, sondern (leider) auch verschlechtern. Man verschlechtert sich immer dann, wenn das Ergebnis bei einem vorgabewirksamen Turnier schlechter als das eigene Handicap ist und man dabei außerdem die sogenannte Pufferzone (siehe Tabelle) nicht erreicht. Hochgesetzt wird das HCP in den Vorgabeklassen 1-4 dann immer um 0,1 Punkte, seit 2007 in der Klasse 5 um 0,2 Punkte. Bei Clubvorgaben sind Verschlechterungen nicht möglich.
Handicap-Klasse | Pufferzone (Anzahl Schläge) |
---|---|
1 | 1 Schlag |
2 | 2 Schläge |
3 | 3 Schläge |
4 | 4 Schläge |
5 | 5 Schläge |
Pufferzone bedeutet, dass das eigene Handicap nicht hochgesetzt wird, wenn man höchstens so viele Schläge, wie im Puffer für die jeweilige Handicap-Klasse vorgegeben, mehr für die Runde benötigt hat.
Handicap-Rechner
Mit dem HCP-Rechner können einfach und schnell ermitteln, ob und wie sich Ihr Handicap verändert, wenn Sie eine bestimmte Punktzahl (Zählweise nach Stableford) gespielt haben.
Course-Rating
Der Course-Rating-Wert ist das Maß des Schwierigkeitsgrades eines Golfplatzes für Scratch-Spieler (Vorgabe 0) unter normalen Platz- und Wetterbedingungen. Ermittelt wird dieser Wert aus der effektiven Spiellänge des Platzes und anderen Erschwernisfaktoren, soweit sie das Spiel der Scratch-Spieler beeinflussen ( z.B. die Breite der Fairways, die Höhe des Roughs, die Größe der Grüns, Höhenunterschiede, Schräglagen, etc.). Der Course-Rating-Wert wird in Schlägen angegeben, auf eine Dezimalstelle hinter dem Komma genau. Er kann vom Par-Wert (bei 18 Löchern meist zwischen 68 und 72) um mehrere Schläge abweichen. Turnierplätze haben in der Regel ein Course Rating von 71 oder 72.
Competition Stableford Adjustment (CSA)
Im Jahr 2007 wurde das sogenannte Competition Stableford Adjustment (CSA) eingeführt. Danach wird abhängig von den Ergebnissen der anderen Turnierteilnehmer das eigene Ergebnis angepasst, bei ganz schlechten Ergebnissen werden sogar ausschließlich Unterspielungen. Damit sollen aktuelle Einflüsse wie zum Beispiel Wetter oder Platzverhältnisse Berücksichtigung finden.
Während das Course Rating für eine generelle Vergleichbarkeit aller Golfplätze unter Normalbedingungen sorgt, macht das CSA unterschiedliche Tagesbedingungen so vergleichbar wie möglich, allerdings ausschließlich zum Zweck der Vorgabenberechnung.
Slope
Der Slope-Wert ist das Maß der relativen Schwierigkeit eines Platzes für Golfer, die nicht Scratch-Spieler sind, d.h. eine höhere Vorgabe als 0 haben.
Der Slope-Wert wird gerundet auf ganze Zahlen angegeben und kann für Golfplätze zwischen 55 und 155 liegen. Ein Golfplatz mit einem standardisierten mittleren Spielschwierigkeitsgrad hat einen Slope-Wert von 113 (Basis-Slope-Faktor).
Spielvorgabe
Die Stammvorgabe ist vor einer Runde in die sogenannte Spielvorgabe umzurechnen. Die Spielvorgabe hängt stets davon ab, wie leicht oder schwer der Platz ist. Auf schweren Plätzen wird man mit einem höheren, auf leichten Plätzen mit einer niedrigeren Vorgabe spielen. Unter- und Überspielungen beziehen sich dann auf diese Spielvorgabe.
Die Spielvorgabe lässt sich wie folgt berechnen:
Spielvorgabe = Stammvorgabe x (Slope-Wert/113) – Course-Rating-Wert + Par
Bei Wettspielen über 9 Löcher wird die Spielvorgabe wie folgt berechnet:
9-Löcher-Spielvorgabe = Stammvorgabe x (Slope-Wert/113) – Course-Rating-Wert + Par / 2
Vorgaben-Rechner
Wenn Ihnen alle oben genannten Informationen vorliegen, können Sie hier einfach berechnen, mit welcher Spielvorgabe Sie auf einem bestimmten Platz auf die Runde gehen.