Was ist die Platzreife beim Golf?
Die Platzreife beim Golf – auch häufig synonym mit „Platzerlaubnis (PE)“ verwendet – ist die Voraussetzung um auf Golfplätzen in Deutschland spielen zu können, also eine Art Führerschein fürs Golfen. Bevor sie in Deutschland auf Golfplätzen spielen dürfen, müssen Sie nämlich eine Prüfung ablegen: die sogenannte Platzreifeprüfung.
Die Platzreife ist der Nachweis, dass ein Spieler über die notwendigen Kenntnisse bezüglich Golfregeln und Etikette verfügt. Darüber hinaus besitzt ein Spieler nach mit der sog. DGV-Platzreife die nötige Spielstärke um sich auf dem Platz so zu verhalten, dass er weder sich noch andere Spieler durch Fehlverhalten stört oder gefährdet, den Spielbetrieb nicht behindert oder aufhält und den Platz nicht unnötig beschädigt.
Lange Zeit gab es viele verschiedene „Möglichkeiten“ um die Platzerlaubnis beim Golf zu erlangen. Das Problem hierbei war, dass die Platzreifeprüfung nicht standardisiert war und es deshalb entsprechend große Unterschiede bei der „Golf-Tauglichkeit“ der Absolventen entsprechender Prüfungen gab. Im Ergebnis ein gleichermaßen unbefriedigender Zustand sowohl für die frisch gebackenen Golfer und Golferinnen als auch für die Golfclubs, die je nach vermeintlicher Qualität der Platzerlaubnis einzelnen Spielern schon mal das Spielrecht verwehrt hat.
Seit 2006 hat der DGV deshalb die einen einheitlichen Prüfungsstandard für Deutschland geschaffen um damit allen Golfinteressierten einen allgemein anerkannten Einstieg in den Golfsport zu ermöglichen. Die DGV-Platzreife wird durch eine Lizenzvereinbarung an Golfanlagen vergeben und ist demnach in Deutschland beschränkt auf Golfanlagen mit DGV-Mitgliedschaft. Alle Golfclubs, die die DGV-Platzreife anbieten haben sich außerdem dazu verpflichtet, die DGV-Platzreife neuer Mitglieder anzuerkennen, auch wenn diese auf einer anderen Anlage erworben wurde.
In der Prüfung zur DGV-Platzreife muss der Nachweis erbracht werden, dass sowohl die theoretischen Grundlagen (Golfregeln und Etikette) sowie die grundlegenden praktische Fertigkeiten des Golfspiels vorhanden sind. Eine entsprechende Vorbereitung auf diese Prüfung ist demnach unerlässlich wenn man die Prüfung nicht öfters absolvieren möchte…
Was beinhaltet die DGV-Platzreifeprüfung?
Die Prüfung gliedert sich in folgende drei Bereiche:
1. Teil der Platzreifeprüfung: Schulung des Verhaltens auf dem Platz (Etikette)
Das korrekte Verhalten auf dem Golfplatz ist der erste Teil der Schulung bzw. Prüfung. Der Prüfer und die Prüflinge demonstrieren auf einer Golfbahn anhand konkreter Beispiele das richtige Verhalten auf dem Platz. Dabei geht es um Themen wie Sicherheit (Reihenfolge beim Spielen, Laufwege, umsichtiges Verhalten, etc.), zügiges Spiel (Abstellen des Golfbags, Schlägerwahl, etc.) oder auch die Schonung des Golfplatzes (z.B. Umgang mit Divots). Der Prüfer geht hier jeweils auf die wichtigsten Stationen bzw. Situationen beim Spielen ein, d.h. am Abschlag, auf der Bahn (Fairway, Rough, Bunker), vor und auf dem Grün.
2. Teil der Platzreifeprüfung: Golfspiel in der Praxis
Jetzt aber zur Praxis! Am Anfang ist es besonders wichtig, die Grundschläge richtig zu lernen. Am besten lassen Sie sich die hierfür nötige Schlagtechnik von einem Golflehrer zeigen, denn falsch angeeignete Bewegungen lassen sich später nur mit sehr viel Mühe und Aufwand korrigieren.
Der Golfunterricht kann sowohl als Einzelunterricht oder auch in einer kleinen Gruppe stattfinden. Die meisten Golfclubs in Deutschland bieten entsprechende Platzreifekurse mit abschließender Prüfung zur Platzreife an. Bestandteil solcher Golfkurse sind dann auch Platzrunden mit dem Golflehrer. Auf diesen Platzrunden können Sie dann direkt die in der Theorie gelernten Verhaltensregeln üben. Außerdem machen Sie hier zum ersten Mal Bekanntschaft mit Hindernissen (Bunker, Wasser, etc.) und lernen was es heißt, die Golfregeln auch praktisch anzuwenden.
Bei der Prüfung selbst werden dann neun Löcher in Begleitung mit dem Golflehrer (Pro) gespielt und die sechs besten davon gewertet. Auf Grundlage einer (fiktiven) Vorgabe -54 muss der Spieler mindestens 12 Punkte nach Stableford erzielen. Bezogen auf die sechs gewerteten Löcher entspricht diese einer Clubvorgabe von -54. Die drei weiteren Löcher werden dem Prüfling zusätzlich zugestanden. Das ist hilfreich, denn gerade am Anfang kommt es vor, dass man ein Loch „streichen“ muss.
Die Stammvorgaben werden in verschiedene Vorgabenklassen eingeteilt:
Ergebnis | Stableford-Punkte |
---|---|
5+ über Par | 0 |
4 über Par | 1 |
3 über Par | 2 |
2 über Par | 3 |
1 über Par | 4 |
Par | 5 |
1 unter Par | 6 |
2 unter Par | 7 |
3. Teil der Platzreifeprüfung: Golfspiel in der Theorie
Für die theoretische Prüfung müssen die Golfregeln und die Etikette gelernt werden. Hierfür ist die Lektüre der offiziellen Golfregeln ein absolutes Muss. Wenn Sie die Platzreifeprüfung bei einem Golfclub ablegen, werden hierzu meist sog. Regelabende angeboten. Zu diesen Terminen werden dann alle relevanten Regeln und knifflige Fragestellungen geklärt.
Die theoretische Prüfung selbst wird dann schriftlich abgelegt und besteht aus einem Multiple-Choice-Test bei dem innerhalb von 30 Minuten 30 Fragen beantwortet werden müssen. Dabei handelt es sich um 15 Regelfragen, davon je fünf Fragen bzgl. des Schwierigkeitsgrades unterteilt in „leicht“, „mittel“ und „schwer“. Hinzukommen zwölf Fragen zur Etikette sowie 3 allgemeine Fragen zum Golfsport.
Um die Prüfung zu bestehen, dürfen höchstens 4 Fehler bei den Regelfragen und 2 Fehler bei allen übrigen Fragen gemacht werden. Das offizielle Regelbuch ist als Hilfsmittel bei der Prüfung zugelassen. Spätestens im Vorfeld zur Platzreifeprüfung ist es also sinnvoll, sich ein entsprechendes Regelwerk zuzulegen (ggf. mit weiteren Erläuterungen). Es ist hilfreich, auch den Umgang mit dem Regelbuch zu üben, denn auch später wird es immer einmal wieder zu Regelfragen kommen. Insofern darf das Regelbuch auf der Runde im Bag nicht fehlen.
Wo kann man die Platzreifeprüfung machen?
Grundsätzlich bietet praktisch jeder Golfclub sog. Platzreife-Kurse an und erteilt den Teilnehmern bei bestandener Prüfung die DGV-Platzerlaubnis. Diese Kurse werden meist für Gruppen angeboten und erstrecken sich zeitlich meist über einige Wochen. Es gibt aber auch Angebote, die komprimiert an einem Wochenende stattfinden. Schauen Sie also einfach nach einem Golfplatz in Ihrer Nähe und nehmen Sie Kontakt auf.
Wer möchte kann auch Kurse über externe Anbieter/Vermittler nutzen, wie sie z.B. von Jochen Schweizer oder mydays angeboten werden. Das eignet sich insbesondere dann, wenn man einen Platzreifekurs verschenken möchte.
Ob Sie als Anfänger einen Kurs belegen, individuelle Stunden beim Pro auf einer Anlage buchen oder sich mit Golfbüchern und Lehrvideos autodidaktisch auf die DGV-Platzreife vorbereiten, bleibt Ihre Entscheidung. So vielfältig die Möglichkeiten zur Vorbereitung auch sind, der Prüfungsstandard ist bei allen Golfanlagen, die die DGV-Platzreife anbieten, identisch und garantiert einen anerkannten Einstieg in den Golfsport.
Wie lange dauert es bis Sie die DGV-Platzreife haben? Jeder bringt andere Voraussetzungen in Bezug auf Koordination, Sportlichkeit und Talent mit aber erfahrungsgemäß lässt sich sagen, dass ein normal begabter Spieler, der Golfunterricht nimmt und ca. 2-3 Mal in der Woche trainiert, die Platzerlaubnis in ca. 2 Monaten schafft.
Mit Bestehen der Platzreife haben Sie automatisch eine Clubvorgabe (s. Handicap) von -54.